Wachstumsziel rückt in den Hintergrund

WWW steht bei dieser Konferenz nicht für World Wide Web, sondern für die Trinität von Wachstum, Wohlstand und Wohlergehen. Beginnen wir mit dem Wachstum, dessen Schwinden die einen bedauern, die anderen sich wünschen, dabei aber hoffen, Wohlstand und Wohlergehen weiterhin sichern zu können. Heino von Meyer, ein hoher Vertreter der OECD, zeigt auf einem Chart, wie stark die Wachstumsraten im Fünfjahresschnitt seit den fünfziger Jahren stetig fielen. Die Region startete in den 50iger Jahren mit guten 9% pro Jahr, jetzt liegen wir bei 1%. (Wir leben trotzdem!) Eine weitere Abwärtsbewegung wird nicht ausgeschlossen. Immer wieder flackert die Hoffnung auf eine Rückkehr zu einem wenigstens bescheidenen Wachstum auf. Aber alle Prognosen, die in letzter Zeit erstellt wurden, wurden bisher enttäuscht.

Die Situation erinnert ein wenig an den Fuchs, dem die Trauben zu hoch hängen. Unter dem Eindruck immer bescheidener Wachstumsraten und der Bedrohung, die von einem über jahrzehntelang kräftigen Wirtschaftswachstum für unsere Umwelt ausging, rückt nun auch die OECD vom Wirtschaftswachstum als dem zentralen Maß für Fortschritt ab. Wohlstand und Wohlergehen will sie gleichwohl weiter gesichert wissen. Wenn Bürokratien die von ihnen gesetzten Ziele schon nicht selbst erzeugen können, wollen sie sie wenigstens messen. Das Problem ist nur: es wird kompliziert. Statt einer einzigen Zahl, mit der man den Fortschritt bisher maß – ausgedrückt in Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts –, wartet man nun mit einem 24 kantigen Vieleck auf, das in alle diese Richtungen den Fort- oder Rückschritt belegen soll. Man nennt es Better-Life-Index.

Die objektiven Messungen divergieren aber deutlich von den subjektiven Empfindungen, die ebenfalls erhoben werden. Holländer werden relativ oft auf Straßen überfallen, fühlen sich aber ziemlich sicher. Japaner hingegen sind objektiv sicher, fühlen sich aber überdurchschnittlich bedroht. Auch leben Japaner am längsten, aber fürchten am meisten um ihre Gesundheit. Italiener hingegen segnen relativ früh das Zeitliche, fühlen sich gleichwohl bei überdurchschnittlich guter Gesundheit. Der Better-Life-Index wird also so manchem Politiker Kopfzerbrechen verursachen. Österreich ist ein kleines Land. Sein Index hingegen bedeckt eine ziemlich große Fläche.

 

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